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ASVÖ Blog
Was uns im ASVÖ bewegt:

Ball-Gefühl

25. September 2023
Mag.a Isabelle Zekely, MSc
Klaus Molidor
war lange Jahre Sportjournalist bei der Kleinen Zeitung, Chefredakteur von SPORTaktiv und ist jetzt als freier Journalist und Autor u.a. für den ASVÖ tätig.

Wir treten und wir schlagen sie, wir laufen ihnen nach, verfluchen oder küssen sie. Grund für eine kleine Rundschau durch die Welt der verschiedenen Bälle.

Bälle wecken den Spieltrieb. Schon kleine Kinder laufen einem rollenden Ball instinktiv hinterher. Ballsportarten sind auch über die Maßen populär – siehe Fußball oder Tennis. Und über die Summen, die bei Golfturnieren ausgespielt werden, breiten wir sowieso besser den Mantel des Schweigens. Aber Ball ist nicht gleich Ball. Größe, Materialien und Eigenschaften variieren. Ja, manche rollen nicht einmal, werden aber trotzdem Ball genannt. Bälle bereiten uns Freude und werden emotional aufgeladen. Für Andre Agassi, ehemalige Nummer 1 im Tennis, war nichts wichtiger, als das Streben nach dem perfekten Schlag auf die Filzkugel. Wie viele Fußballer küssen den Ball, bevor sie ihn auf den Punkt legen, um einen Elfmeter zu schießen. Grund genug, sich ein paar unterschiedliche Bälle, ihre Geschichte und ihre Herstellung einmal genauer anzusehen.

Fußball

Jetzt ist er auch schon ein alter Herr, der moderne Fußball. Geboren 1931 im argentinischen Bell Ville, einer Kleinstadt mit rund 32.000 Einwohnern. Bis 1930 wurde eine zugeknotete oder mit einem Ventil versehene Luftblase lose im Leder verstaut. Der Ball wurde mit einem Lederriemen zugezogen. Drei Männer in Bell Ville tüftelten dann – angestachelt von Argentiniens 2:4-Niederlage im ersten WM-Finale der Geschichte gegen Uruguay – an einem neuen Ball. Sie verbauten ein nach innen gerichtetes Ventil, die Luftblase konnte damit am Leder festgeklebt werden und die Öffnung nach außen war plötzlich winzig klein. 1931 trat der neu geschaffene „Superball“ den Siegeszug um die Welt an.

ASVÖ Fussball

Heute werden in Bell Ville immer noch Fußbälle produziert. In Handarbeit werden 20 Sechsecke und zwölf Fünfecke vernäht – die seit der WM 1986 auch nicht mehr aus Leder sind, sondern aus Polyurethan, das sich nicht mit Wasser ansaugt, und trotzdem gut abspringt. Auf dem Weltmarkt spielen die Bälle aus der einstigen Hochburg keine Rolle mehr – zu teuer sind sie wegen der Handarbeit. Heute kommt der Großteil der Billigprodukte aus Asien. Übrigens: Auch das Nähen hat bei den hochwertigen Profibällen ausgedient. Um den Nässeeinfluss noch weiter zu reduzieren, werden die Teile verklebt. Wer auch beim Fußballkauf nachhaltig sein will, sollte darauf achten keine billigen PVC-Bälle zu kaufen, sondern solche aus Polyurethan.

Tennisball

Im Tennis gibt es kein wichtigeres und kein prestigeträchtigeres Turnier als das in Wimbledon Ende Juni/Anfang Juli. Und an der Londoner Church Road war und ist man immer ein wenig anders, als anderswo. So nahm sich der Veranstalter immer heraus, die Setzliste nicht streng nach der Weltrangliste zu erstellen. Die Kleiderordnung schreibt ein nahezu komplett weißes Outfit (90 Prozent) vor. Und auch die Bälle waren im Südwesten der britischen Metropole länger weiß als im Rest der Welt. Während die International Tennis Federation (ITF) schon 1972 den gelben bzw. gelb-grünen Ball in seine Vorschriften aufnahm, wurde in Wimbledon noch bis 1985 ausschließlich mit weißen Bällen gespielt.

ASVÖ Tennisbälle

Boris Becker feierte seinen ersten Triumph also mit einem weißen, den zweiten, 1986 dann mit einem gelben Ball. Grund für den Farbwechsel war nicht nur die bessere Sichtbarkeit im Fernsehen. 1970 forschte die TU Braunschweig zu Reaktionsgeschwindigkeiten auf optische Reize. Studierende sollten dabei auf weiße Tennisbälle reagieren. Weil die Farbe als nicht optimal empfunden wurde, forschte fortan ein Team aus Bereichen der Psychologie, Physik, Photogammetrie und Kartographie und dem Institut für Leibesübungen an einer anderen Farbe. Gemeinsam mit dem Deutschen Tennisbund dem Hersteller Dunlop entwickelte die TU Braunschweig schließlich den heute üblichen gelben Tennisball. Der heute bekanntermaßen in Dosen verpackt ausgeliefert wird, die beim Öffnen ein unvergleichliches Zischen begleitet. Der Grund: Die Bälle in der Dose sind sogenannte Druckbälle. Bei ihrer Herstellung wird die Gummiblase mit Gas gefüllt. In der Dose herrscht dann der gleiche Druck wie im Ball. Wird die Dose geöffnet, verlieren die Bälle langsam an Druck, auch wenn sie nicht bespielt werden. Drucklose Bälle hingegen halten länger – haben aber ein anderes Absprungverhalten. Auf Turnierebene wird ausschließlich mit Druckbällen gespielt. Ihre drucklosen Artgenossen kommen hauptsächlich als Trainerbälle zum Einsatz, weil sie eben länger haltbar sind.

ASVÖ Tennisbälle

Golfball

Man mag es kaum glauben, aber auch der Golfball hat sich über die Jahrzehnte äußerlich weiterentwickelt. Früher nämlich waren die weißen Bälle mit meinem Durchmessen von rund 42 Millimetern nämlich glatt. Durch die vielen Schläge, die sie im Laufe ihres Lebens einstecken mussten, bildeten sich dann kleine Dellen. Findige Profis haben in Folge erkannt, dass die abgenutzten Bälle schneller geflogen sind. Also haben sie begonnen, die Bälle vorzubehandeln und einzuritzen, um den Effekt gleich zu Beginn zu haben. Warum das aber so ist, hat das deutsche Magazin Focus einmal erklärt: Durch die „Dimples“ – wie die Dellen, die für Golfbälle heute charakteristisch sind – genannt werden, entstehen überall am Ball Verwirbelungen, wenn er mit hoher Geschwindigkeit fliegt und das verringert den Brems-Effekt. Beim glatten Ball entstehen die Verwirbelungen nur am Ende, wodurch er stärker abgebremst wird.

ASVÖ Golf spielen

Federball

Eigentlich ist es ja kein Ball im herkömmlichen Sinn, der beim Badminton verwendet wird. Und trotzdem der Federball so klein und unscheinbar ist, so gibt es doch sehr große Unterschiede. Jene Exemplare, mit denen wir im Garten Federball spielen, haben eine Basis aus Kunststoff und auch die Federn sind nur optisch in Kunststoff nachgefertigt. Hochwertige Bälle werden in Handarbeit hergestellt und haben eine Basis aus Kork, der meist aus Portugal stammt. In dieser Basis stecken dann Entenfedern. Aber merkt man da wirklich einen Unterschied? „Es ist bislang noch nicht gelungen, die Flugeigenschaften von Entenfedern nachzubauen“, sagt Alexander Almer, der sportliche Leiter des Badminton Leistungszentrums Steiermark und Organisator der Badminton Austrian Open. Der Nachteil ist freilich, dass die Federn schneller zerfransen und der Ball daher öfter getauscht werden muss.

ASVÖ Federball

Profis beschleunigen den „Shuttlecock“, wie er im Englischen heißt, bei einem Smash auf knapp 400km/h – freilich nur auf dem ersten Meter nachdem er den Schläger verlassen hat. Festgestellt hat das die Fachhochschule Nordwestschweiz mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitskameras. Denn den ersten Meter legt ein Federball bei einem Smash in nur 10 Millisekunden zurück. Immerhin: Für den Federball wird keine Ente gerupft. Verwendet werden bei Naturfederbällen Deckfedern, die als Abfallprodukt bei der Geflügelschlachtung entstehen.