ASVÖ Blog
Was uns im ASVÖ bewegt:

Inspirierende Vorträge, motivierender Austausch und Teambuilding

05. Mai 2023
Mag.a Isabelle Zekely, MSc
Mag.a Isabelle Zekely, MSc
Öffentlichkeitsarbeit im ASVÖ, beweist, wie bedeutend Vernetzungstreffen sind, um Verbindungen zu stärken und gemeinsam produktive Wege der Zusammenarbeit zu gestalten.

Das dritte bundesweite ASVÖ-Vernetzungstreffen im oberösterreichischen Gosau stand heuer ganz im Zeichen des Ehrenamtes und der Kommunikation. Zwei Tage lang wurden Verbindungen gestärkt, produktive Gespräche geführt und gemeinsam frische Wege der Zusammenarbeit gestaltet.

Präsident Christian Purrer bei seinem Vortrag

Voneinander lernen, miteinander wachsen

Präsident Christian Purrer lud die Teams aus den Landesverbänden und dem Bundessekretariat des ASVÖ Ende April in Gosau zum Vernetzungstreffen mit dem diesjährigen Motto Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile: „Dieses Arbeitsmeeting spielt eine bedeutende Rolle in unserem Arbeitsalltag. Nirgendwo sonst wird uns die Gelegenheit geboten, uns fachlich intensiv auszutauschen, unser Netzwerk zu vertiefen und gleichzeitig unsere persönlichen Beziehungen auf- oder auszubauen. Auch Generalsekretär Mag. Paul Nittnaus machte bewusst: „Gerade für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neu in der ASVÖ-Familie sind, ist das Vernetzungstreffen das richtige Format, um sich kennenzulernen und relevante Themen im ASVÖ zu besprechen.“

Ehrenamt neu denken

„Es ist nicht altbacken, sondern hochmodern, dass sich Menschen für ihre Interessen freiwillig in einer demokratischen Vereinigung zusammenschließen und sich dafür engagieren“, machte Dr. Sebastian Braun, Universitätsprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin und Leiter der Abteilung Sportsoziologie, deutlich. Damit dies im organisierten Sport auch gelingt, ist es notwendig, das freiwillige Engagement neu zu denken. Ein solches Engagement bedeutet heute nicht mehr notwendigerweise: „Sich selbstlos und langfristig an eine Organisation zu binden“. Im neuen Ehrenamt gilt eine andere Erwartung: „Man wählt aus Bereichen aus, die in die Biografie eines Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt gut passen“, erklärte der Wissenschafter. Das heißt, Menschen suchen sich – meist projektorientiert – heraus, wie sie sich in einer begrenzten Zeitspanne einbringen können.

ASVÖ Funktionäre diskutieren auf einer Parkbank

Perspektivenwechsel

Die zentralen Fragen im „neues Ehrenamt“ lauten daher: „Kann ich mir Aufgaben selbst aussuchen? Sprich: Ist Selbstorganisation erwünscht? Und lerne ich etwas dabei, das in meinen beruflichen, schulischen oder familiären Lebensverlauf passt?“ Gut aufgestellte Sportvereine reagieren auf diese Fragestellungen und schaffen Bedingungen, unter denen Selbstorganisation möglich ist. Hier spielt vor allem Digitalisierung hinein. Zudem werden das aktive Mitwirken und Mitgestalten im Verein gefördert.

Mehr als „Danke“ sagen

Essenzieller Aspekt des neuen Ehrenamts ist eine breit und vielfältig gestaltete Anerkennungskultur. Sebastian Braun ist überzeugt: „Wertschätzung ist eine der Triebfedern dafür, sich in einem Verein zu engagieren. Da ist die Medaille auf der Vereinsveranstaltung zu wenig“. Anerkennung kann verschiedene Formen annehmen. Dazu gehört auch, gezielt Qualifizierungsangebote zu liefern. Menschen die Möglichkeit zu geben, Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, die sie auch außerhalb des Vereinslebens nützen können. Ihnen die Chance zu bieten, sich weiterzuentwickeln. Es ist allerdings auch elementar, „diese Anerkennungskultur aktiv nach außen hin zu bewerben.“

„Es gibt keine stillschweigende Wertschätzung“

Marlene Bergmann, Vereinsberaterin im Team Fit für die Zukunft, stellte das neue Beratungspaket Engagement.Beratung vor und fasste zusammen: „Ehrenamt im Sportverein ist längst kein Selbstläufer mehr.“ Das Ziel der ASVÖ-Vereinsberater*innen ist klar: Vereine dabei zu begleiten, das freiwillige Engagement in ihrer Organisation zu hinterfragen und sich zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Sie schloss beim zeitlich begrenzten Engagement an und unterstrich: „Drei Pfeiler sind wesentlich für das neue Ehrenamt“:

  • klare und transparente Aufgabenbeschreibung mit attraktiven, kleinen Aufgabepaketen,
  • wertschätzende Kommunikation und
  • gelebte Anerkennungskultur.

Dabei muss Anerkennung immer gezeigt, ausgesprochen und nach außen hin vermittelt werden. Denn: „Es gibt keine stillschweigende Wertschätzung“.

Moderne Strukturen im Ehrenamt

Für Marlene Bergmann und Sebastian Braun ist selbstverständlich: Ohne ein zeitgemäßes Ehrenamtsmanagement, das passende Rahmenbedingungen für Individuen formt, geht heute gar nichts mehr. Dazu gehört neben einer Kultur des Arbeitseinstiegs vor allem eine Kultur des würdigen Ausstiegs. Oberstes Gebot ist hier „ohne moralische Keule“ die Menschen fair zu verabschieden und in Kontakt zu bleiben. Credo bei der Umsetzung des neuen Ehrenamts: „Besser auch mal erfolgreich scheitern als zu lange abzuwarten.“

Meinungsaustausch Funktionäre

Bewegende Gespräche

In Arbeitsgruppen und bei Walk and Talks beschäftigen wir uns intensiv mit der Fragestellung: Wie können wir Maßnahmen entwickeln, das Ehrenamt attraktiver zu gestalten? Jede Menge spannende Ideen und innovative Ansätze für den ASVÖ und dessen Vereine kamen dabei auf den Tisch.

ASVÖ Präsident und Generalsekretär gehen miteinander zu Fuß

Demokratische Verbands- und Vereinsführung stärken

Elisabeth Weinschenk, MSc, Mitarbeiterin im ASVÖ, beleuchtete den Schwerpunkt Good Governance innerhalb des organisierten Sports. Sie fasste zusammen, was unter den Begriff „gute Verbands- und Vereinsführung“ fällt: Integrität, Einbindung, Transparenz und Verantwortlichkeit. Und sensibilisierte uns dafür, wie fundamental eine Wertekultur ist. Good Governance bedeutet, dass gute Verbands- und Vereinsführung die Reputation und den Erfolg sichert.

„Wir können nicht nicht kooperieren“

Der zweite Tag war gut gefüllt mit In- und Output zum Thema wertschätzende Kommunikation. Mag.a Margit Bauer-Obomeghie, MBA, Expertin für Projektorganisationsentwicklung, Change Management und Unternehmensberaterin sowie Moderatorin/Coach von Teams, erklärte uns die Ebenen des Gesprächs – von der Sprache der Bedeutung bzw. Sachebene bis hin zur Sprache der Macht.

Drei gut gelaunte Damen beim Austausch

Klassiker für lösungsorientierte Verhandlungstechnik

Diese Ebenen spielen in das Harvard-Konzept hinein, das bereits seit rund 40 Jahren als Grundlage für erfolgreiche Verhandlungen gilt und natürlich auch bewusst für uns genutzt werden sollte. Der Klassiker basiert auf vier Phasen: Phase 1: Menschen von Sachthemen trennen. Dabei betonte Margit Bauer-Obomeghie: „Emotionen müssen wahrgenommen werden, aber die Beteiligten verhandeln auf Sachebene.“ Phase 2: Die Interessen in den Mittelpunkt stellen – nicht Positionen. Denn: „Streit um Positionen führt in eine Sackgasse.“ Phase 3: Optionen entwickeln, von denen alle profitieren: „Gemeinsamkeiten für beide Seiten suchen und dabei Bedürfnisse berücksichtigen“, erklärte Margit Bauer-Obomeghie. Und Phase 4: Objektive, faire Entscheidungskriterien anwenden.

Meinungsaustausch Funktionäre

Intensiver Meinungsaustausch in lockerer Atmosphäre

Margit Bauer-Obomeghie präsentierte 20 Interventionstechniken, die wir im Verbands- und Vereins-Alltag brauchen, und führte uns zu Diskussionen. Wir analysierten angeregt:

  • Wie können wir als hauptamtliche Mitarbeiter unseren Ehrenamtlichen wertschätzend begegnen und Zusammenhalt herstellen?
  • Wie stärken wir das Wir-Gefühl zwischen Hauptamt und Ehrenamt?
  • Wie können wir das „Stille-Post“-Phänomen aufhalten?
In moderierten World Cafés formulierten wir Antworten auf diese Fragestellungen und bauten das Gelernte ein.

Fazit: Unser ASVÖ-Netzwerk-Meeting 2023 war vollgepackt mit spannenden Vorträgen, produktivem Ideenaustausch, einem stärkenden Netzwerkgedanken und jeder Menge Spaß und Aktivität – mit Blick auf das atemberaubende Dachsteinmassiv.

Quellenangaben:

  • Fisher, Roger; Ury, William; Patton, Bruce: Das Harvard-Konzept. Die unschlagbare Methode für beste Verhandlungsergebnisse. DVA, 2018.
  • Pechtl, Waldefried: Zwischen Organismus und Organisation: Wegweiser und Modelle für Berater und Führungskräfte. Veritas, Linz, 2001.
  • Fotos: ©Thorsten Vincetic