ASVÖ Blog
Was uns im ASVÖ bewegt:

Olympische Spiele im Kleinformat

31. Mai 2023
Mag.a Isabelle Zekely, MSc
Klaus Molidor
war lange Jahre Sportjournalist bei der Kleinen Zeitung, Chefredakteur von SPORTaktiv und ist jetzt als freier Journalist und Autor u.a. für den ASVÖ tätig.

So beschreiben Veranstalter und Sportler*innen die Sport Austria Finals, die heuer vom 7. bis 11. Juni in und um Graz über die Bühne gehen. Mehr als 6.500 Athlet*innen aus 28 Fachverbänden ermitteln in 37 Sportarten und an 19 Sportstätten ihre Meister*innen.

Drei Mal in Serie hat die steierische Hauptstadt die Sport Austria Finals erfolgreich ausgerichtet, 2024 zieht die Veranstaltung weiter nach Innsbruck. Vor allem für kleinere und „exotischere“ Sportarten und deren Sportvereine sind die Finals eine Bühne, sich einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine derartige Großveranstaltung generiert eben deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Diese Tatsache trägt auch sicher dazu bei, dass die Finals bei ihrer dritten Auflage größer denn je daherkommen. „Die Finals zeigen ganz Österreich das Spektrum unseres Spitzensports und können viele Menschen animieren, selbst Sport auszuüben“, betont Sport-Austria-Präsident Hans Niessl.

Sport Austria Fianls KegelnDie Titelkämpfe der Sportkegler wurden zum Treffen der Team-Weltmeister um Einzel-Champion Lukas Huber.

Sportarten mit dem Zeug zum Klassiker

6.500 Sportlerinnen und Sportler sind mittlerweile am Start, darunter auch immer wieder neue Sportarten, wie Rollstuhlrugby, Inline-Hockey und sogar Tischfußball. Gerade an Tischfußball sieht man gut, wie sehr die Finals einen Boost in der Wahrnehmung bringen können. Wer hätte davor schon gewusst, dass Österreich darin absolute Weltklasse ist, Weltmeister und Weltmeisterinnen sowie Champions-League-Sieger hervorgebracht hat? Eben. Wie die Grazerin Marina Tabakovic, die acht Stunden in der Woche trainiert, um Passfolgen zu automatisieren und ihren Lieblings-Schuss, den „Snake“ zu perfektionieren. „Dabei wird der Ball vorne mit den Füßen des Spielers eingeklemmt. Mit der Innenseite des Unterarms zieht man dann rasch nach oben, der Spieler macht quasi einen Rückwärtssalto und schießt“, erklärt Tabakovic.

Sommerlicher Wintersport

Sport Austria Finals WintersportEuropameisterin Evelyn Perhab musste sich ebenso auf dem Trockenen beweisen …

Die Finals tischen aber auch andere interessante Sportarten auf, oftmals Sommer-Versionen von klassischen Wintersportarten. Wie das Inline-Hockey zum Beispiel. Eine Hochburg dieser Sportart ist das burgenländische Stegersbach, wo der ASVÖ-Verein „Tigers“ zu Hause ist. Die Damen aus dem Burgenland haben es sogar schon zu österreichischen Meisterehren gebracht. Grund für den Erfolg ist die Inline-Hockey-Begeisterung des 2.486-Seelen-Ortes. Wie auch Stürmerin Anna Ofner erklärt: „Ich bin seit dem Alter von fünf Jahren bei den Tigers. Bei uns stehen der Spaß an der Sportart und der Spielgenuss im Vordergrund.“ Und was Freude macht, bringt auch Erfolge, wie die Tigers beweisen. „Wir haben eine super Nachwuchsarbeit und wenn man da alle Altersstufen durchmacht, kann man sich wirklich gut entwickeln“, bestätigt auch Stürmer Rudolf Gradinger. Er ist nach einer längeren Verletzungspause wieder zurückgekehrt. „Bei uns ist wirklich jeder für jeden da und das macht uns als Verein aus.“

Der Weg Richtung Olympia

Ebenfalls aus dem Winter bekannt und bei den Sport Austria Finals im Programm ist der Stocksport und da der Weitenbewerb. Für den mit 90.000 Mitgliedern immerhin sechstgrößten Verband Österreichs sind die Finals eine ganz wichtige Bühne. „Die Veranstaltung hilft uns bei der internationalen Entwicklung Richtung Olympia oder World Games“, sagt Verbands-Präsidentin Silvia Tschiltsch, die selbst sieben Welt- und 14 Europameistertitel auf ihrer Visitenkarte hat. Die Steiermark ist traditionell stark im Stocksport. So kommt die amtierende Europameisterin Evelyn Perhab vom ASVÖ-Verein EV Ramsau am Dachstein. Bei den Herren sind die Augen im Weitenbewerb vor allem auf Markus Bischof vom EV Ladler Tal Leoben gerichtet. Geschossen wird im Sommer übrigens auf einer neuartigen Kunststoffbahn, die vier Millimeter dick ist und dem Stock ein optimales Gleiten ermöglichen soll.

Ab auf die Schlossberg-Piste

ASVÖ Michelle Diepold… wie Michelle Diepold, die von den Kufenschlitten auf die Rollenrodel wechselte.

Besonders spektakulär ist immer der Bewerb der Rollenrodler, die vom Grazer Schlossberg ins Tal auf den Karmeliterplatz rasen. „Es ist schon was Besonderes, wenn man ein Stück Kulturgut in einer Landeshauptstadt befahren kann“, sagt der Steirer Michael Scheikl. Größte ASVÖ-Hoffnung auf dem Schlitten ist aber Michelle Diepold vom WSC Aflenz. In Zukunft werden die tollkühnen Männer und Frauen auf ihren rollenden Kisten aber an den Sport Austria Finals vorbeirodeln – 2024 in Innsbruck ist der Bewerb nicht mehr im Programm.

Exotische Disziplinen im Scheinwerferlicht

Aber auch abseits der sommerlichen Wintersportvarianten gibt es außergewöhnliche Sportarten bei den Finals, die sonst kaum im Licht der großen Öffentlichkeit stehen. Schach zum Beispiel, das wie Tischfußball auch im Sportpark gespielt wird, der modernsten Multifunktions-Sporthalle Österreichs. Im „Spiel der Könige“ haben wieder die Burgenländer ein großes Talent: Florian Mesaros vom SV Wulkaprodersdorf hat im Schnellschach bereits zwei U18-Europameistertitel eingeheimst.

Stark ist der ASVÖ auch bei den Orientierungsläufern; und da sind es vor allem die Athletinnen und Athleten des OLC Graz, die ganz vorne mit dabei sind, wie Johanna Trummer, Laura Ramstein, Matthias Gröll und Mathias Peter. Bei den Sport Austria Finals steht der spannende und actionreiche Knock-out-Sprint am Programm. Über Qualifikationsläufe steigen die Top 16 bei Damen und Herren auf, danach schaffen es die besten Vier ins Finale.

Fazit: Inline-Hockey, Rollenrodeln, Schnellschach, Orientierungslauf, Stocksport – alles interessante und spannende Sportarten, die von den Sport Austria Finals profitieren, weil sie einmal die große Aufmerksamkeit bekommen. Olympia im Kleinen eben.

Bilder: ©GEPA