Traumjob Trainer*in?
Mehr als eine Berufung: Wer sich für eine Karriere als Trainer*in entscheidet, muss nicht nur Begeisterung an Bewegung vorleben. Es braucht neben sportfachlichem und pädagogischem Wissen auch eine Reihe an sozialen Kompetenzen, um auf alle Altersgruppen einzugehen. Dieses Know-how zahlt sich aus. Trainer*innen werden mit wachsender körperlicher und mentaler Fitness der Sportler*innen belohnt. Jedoch mangelt es seit einigen Jahren an Sportvereins-Coaches. Fehlende (flexible) Beschäftigungsmodelle und Entlohnungssysteme erschweren es, als Trainer*in im Verein durchzustarten. Doch wie schafft man Abhilfe?
Instrumente für den Erfolg als Trainer*in
Freude an Bewegung, und diese anderen auch vermitteln zu können, ist Grundvoraussetzung für den Job-Einstieg als Trainer*in. Sein Wissen und Engagement weiterzugeben und zuzusehen, wie durch gezieltes Training große und kleine Erfolge erreicht werden, ist unbezahlbar. Egal ob selbstgesteckte Vorhaben oder ein Meistertitel – das Gefühl, gemeinsame Ziele zu verwirklichen, begeistert jeden Coach.
Allerdings bedarf es noch einer Vielzahl weiterer Anforderungen, um als Sport-Coach im Verein tätig zu werden. Selbstverständlich sind sportfachliches, pädagogisches und psychologisches Wissen. Ebenso essenziell: Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Verständnis für die Zielgruppen und die Fähigkeit, motivierend anzuleiten. Gerade bei Trainer*innen im Kinder- und Jugendbereich kommen noch weitere Charaktereigenschaften hinzu: Vereins-Coaches sollten auf hohe Akzeptanz innerhalb der Gruppe stoßen, überzeugend und als Vorbild wirken. Ebenso relevant ist die Rückendeckung des Vereins. Dieser muss die strukturellen Voraussetzungen schaffen, damit Trainer*innen erfolgreich arbeiten können.
Kein klares Ausbildungsprofil
Die Einsatzgebiete einer Trainerin oder eines Trainers im Sportverein sind vielfältig. Das reicht von der Erstellung der Trainingspläne, der Betreuung während des Trainings und Animation über administrative Tätigkeiten inklusive Dokumentationspflichten bis hin zur Kundenakquise. Ein einheitliches Berufsbild gibt es allerdings nicht. Einerseits sind Menschen mit abgeschlossenem Sportwissenschaftsstudium als Trainer*in aktiv. Andererseits leiten Coaches Trainings an, die „nur“ eine fünf- bis sechs-tägige Übungsleiter*innen-Ausbildung absolviert haben. Diese gilt als Mindestanforderung im Sport und wird als Basis für weitere Instruktor*innen- und Trainer*innen-Ausbildungen an den Bundessportakademien meist vorausgesetzt. Darüber hinaus bieten zahlreiche (private) Institute Ausbildungen in den verschiedensten Umfängen und Qualitäten an.
Erfüllende Tätigkeit mit Verantwortung
„Die Arbeit als Trainer*in im Bewegungs- und Sportbereich lohnt sich – und das auf mehreren Ebenen“, ist Maga (FH) Manuela Fally, Leiterin Breiten- und Gesundheitssport des ASVÖ Steiermark, überzeugt. Das direkte, positive Feedback der Teilnehmer*innen bestärkt einerseits Vereins-Coaches. Andererseits werden durch das Training massive Krankheits- und Pflegekosten eingespart. „Zu sehen, wie die Lebensqualität von Menschen durch regelmäßiges Training steigt, ist unbezahlbar. Davon lebt das Ehrenamt im Sport“, bekräftigt die gebürtige Steirerin.
Bewegungsförderung im Fokus
„Höchst erfreulich und längst überfällig ist der Ruf nach stärkerer Bewegungsförderung im Kindergarten- und Schulbereich. Aber auch erste Kooperationen, die aktuell mit Sozialversicherungen geschlossen werden, zeigen, dass der Trend in eine positive Richtung geht“, erklärt Fally. Das Konzept des Ehrenamts stößt mit den immer größer werdenden Aufgaben jedoch an seine Grenzen und stellt für Sportvereine eine bedeutende Herausforderung dar. „Es braucht dringend hauptamtliche Unterstützung, um die Anforderungen auch weiterhin professionell abwickeln zu können – allen voran ein Berufsbild Trainer*in, das bislang nicht existiert“, erklärt die Leiterin Breiten- und Gesundheitssport des ASVÖ Steiermark.
Flexible Arbeitszeitmodelle gefordert
„Auch wenn eine Trainerin oder ein Trainer bereit ist, mehr als ihre oder seine bestehenden Einheiten im Verein zu absolvieren, so erreicht sie/er mit der derzeit verfügbaren Regelung zur Abrechnung über die pauschale Reiseaufwandsentschädigung (PRAE) bald ihr/sein Limit“, gibt Jürgen Pail, Obmann des Bikeclubs Stattegg, zu bedenken. Gefragt im Verein sind neue Beschäftigungsformen von Trainer*innen. Hier werden flexible Arbeitszeitmodelle gefordert, die den Sport auch professionalisieren. Angestellte Trainer*innen sind derzeit fast ausschließlich im Profibereich zu finden.
„Wie dies im Breiten- und Gesundheitssport aussehen kann, ist eine Frage, mit der wir uns im ASVÖ intensiv auseinandersetzen. Ein Anstellungsverhältnis stellt für Verein und Trainer*in derzeit eine fast unüberwindbare Hürde dar. Denn es fehlt an Wissen und finanziellen Mitteln“, macht Fally deutlich. Zudem bedeutet ein Dienstverhältnis für einen Verein immensen administrativen Mehraufwand und zusätzliches finanzielles Risiko. Nicht zuletzt müssen vom Verein die gesamten Kosten – von der Lohnverrechnung bis hin zur Aus- und Fortbildung – fix zugesichert werden.
Diskurs auf politischer Ebene „Um im Präventionsbereich das leisten zu können, was uns als Breitensportverband laut Bundessportförderungsgesetz aufgetragen wird, müssen wir bei Entlohnungs- und Arbeitszeitmodellen für Trainer*innen neue und kreative Ansätze finden“, bekräftigt ASVÖ-Präsident DI Christian Purrer. In einem ersten Schritt sollte ein Paradigmenwechsel auf politischer Ebene stattfinden. So müssen Trainer*innen die Möglichkeit haben, hauptamtlich in diesem Job zu arbeiten und dabei Berufung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. „Darüber hinaus setzen wir uns im ASVÖ dafür ein, dass Menschen, die Vereine anleiten, ihrer Ausbildung und Erfahrung entsprechend ganzjährig entlohnt werden“, stellt Purrer fest.
Vertrauensvolle Beziehungen und jede Menge Anerkennung
Entscheidend für den Erfolg als Sportvereins-Coach ist eine langfristige und vertrauensvolle Beziehung mit den zu Trainierenden aller Altersgruppen. Und den Betreuungs- und Trainingsansatz als ganzheitlich zu verstehen. Trainer*innen sind wichtige Bezugspersonen und übernehmen anspruchsvolle Aufgaben. Gerade im Kinder- und Jugendbereich sind sie nicht selten Zieheltern, sozialpädagogische oder psychologische Fachkräfte.
Aber gerade das macht den Reiz aus, als Trainer*in zu arbeiten: Vereins-Coaches können Kindern und Jugendlichen beim Heranwachsen zusehen, auch Erwachsene begeistern und zu mehr Mut und Selbstvertrauen verhelfen. Letztendlich erfahren Trainer*innen jede Menge positive Bestätigung. Denn sie schaffen es, Menschen für Bewegung und Sport zu motivieren. „Als ASVÖ wollen wir die notwendigen Rahmenbedingungen gestalten, um Jobsuchende zu ermuntern, ihrer Berufung zu folgen und den erfüllenden Trainer*in-Beruf auszuüben“, bestätigt Fally.